Wir sitzen im Hostel bei unserem Freund Ruben in Bariloche und draußen ist es regnerisch und grau und ein paar Grad über Null. In den Bergen der Umgebung liegt der erste Schnee und der Wind bläst auch ganz schön. Der Herbst in Patagonien ist zweifellos sehr schön, aber wie auch bei uns daheim geht er irgendwann in kaltes regnerisches Wetter über und dann wird es echt ungemütlich.
Inzwischen sind es über vier Wochen die wir hier in Bariloche sind. Mehr Zeit als wir in Punta Arenas verbracht haben und bald so lange wie in El Chalten. Aber in El Chalten waren wir doch eher freiwillig so lange.
Bariloche und die Umgebung sind schön und es gibt bestimmt sehr viel schlimmere Orte um hängen zu bleiben, aber wir wären inzwischen trotzdem gerne viel weiter nördlich wo es wärmer ist und so schön Patagonien ist, wir sind langsam scharf auf andere Lanschaften. Wir planen schon für den Norden von Argentinien und Chile wo wir durch die Atacamawüste reisen wollen um dann nach Bolivien zu fahren. Das ist aber alles noch fast 3000 km weiter im Norden und um dahin zu kommen muss Pedro erstmal wieder fahrtüchtig werden.
Unser Getriebe wurde vor über drei Wochen ausgebaut und nach Neuquen gesendet, damit es dort repariert werden kann. Tatsächlich war einiges im inneren kaputt. Die Synchroringe aller fünf Gänge mussten erneuert und die Gänge neu justiert werden. Inzwischen ist alles repariert und das Getriebe wurde vor fünf Tagen nach Bariloche gesendet. Da ist es aber leider immer noch nicht angekommen und so warten wir, zunehmend ungeduldig, auf die Ankunft. Wenn es dann da ist wird es in unserer Werkstatt wieder eingebaut und dann können wir endlich weiterfahren.
Um die Reparatur offiziell zu beauftragen müssen wir sie erstmal bezahlen. Das geht am besten in Bargeld, welches per Kurier nach Neuquen geschickt wird. Also war Delphine bei Western Union, wo wir den besten Wechselkurs bekommen, und hat die 320.000 Pesos abgeholt. Da sie keine 1000 Pesos Schein hatten – die größten die es hier gibt – ist sie am Ende mit einer ganzen Tasche voller Geld zurückgekommen. Das haben wir dann zu Alejo gebracht und der hat es schön verpackt und versendet. Ein bisschen wir im Spielfilm.
Aktuell steht Pedro also noch immer vor der Werkstatt und wir wohnen darin. Allerdings verbringen wir auch immer wieder viel Zeit im Hostel von Ruben, den wir beim Gleitschirmfliegen kennen gelernt haben. Wir können jederzeit rein und raus und er hat uns auch angeboten kostenlos im Hostel zu übernachten. Aber noch bleiben wir für die Nächte in Pedro.
Auch Alejo, der Chef unserer Werkstatt, hat uns angeboten in der Ferienwohnung hinter seinem Haus kostenlos wohnen zu können, wenn es uns in Pedro zu ungemütlich wird. Und mit zunehmender Kälte wird das vielleicht noch eine Option.
Aber wie bereits erwähnt, es gibt schlimmere Orte um länger fest zu sitzen. Wir haben viele schöne Erlebnisse und Wanderungen gehabt in den letzten Wochen. Bei unserem ersten Flug am Cerro Otto haben wir Ruben kennengelernt und seitdem einige nette Abende bei ihm im Hostel verbracht.
Ruben ist ursprünglich aus Kalifornien, aber mit 18 Jahren hat er festgestellt, dass die USA für ihn nicht das Land sind in dem er leben möchte. Er meinte, er wollte wirklich frei leben, was aus seiner Sicht in den USA nicht möglich ist. So hat er sich auf den Weg in den Süden gemacht und ist mehrere Jahre immer weiter nach Süden und hat unterwegs immer wieder länger gearbeitet und dabei unter anderem viele Hostels kennen gelernt. Irgendwann kam er dann nach Bariloche und hat beschlossen dort zu bleiben. Inzwischen ist er seit mehr als zwanzig Jahren in Bariloche und hat seit ungefähr zehn Jahren sein eigenes Hostel im Zentrum.
Zwischendurch waren wir dann auch gemeinsam mit Ruben immer wieder zum Fliegen am Cerro Otto und auch einmal am Cerro Cathedral westlich on Bariloche.
Die Tour zum Cerro Carbon südlich von Bariloche haben wir auf der Landkarte gesehen und mangels weiterer Informationen auf eigenen Faust erkundet. Was wir dabei nicht wussten ist, dass der Cerro Carbon in erster Linie ein Berg für Motocross Fahrer und Mountainbiker ist. Im Aufstieg sind wir deshalb über sehr staubige schmale Pisten gegangen und gelegentlich kam auch mal ein Motorrad vorbeigefahren. Man kann hier durch die Pampa mit dem Motocross Bike bis nach El Bolson fahren. Insgesamt ca. 220 km Strecke. Ein Traum für Motocrosser, aber zum Wandern nicht so toll. Im Abstieg sind wir dann aber auf einer anderen Seite runtergegangen wo die Wege super schön sind und wir noch den Sonnenuntergang genießen konnten bevor wir uns dann im dunklen den Weg nach unten suchen mussten.
Und neben diversen Ausflügen haben wir die Zeit auch genutzt um einiges an Pedro zu machen. Schon länger hatte ich vor auf dem Dach noch einen kleinen Gepäckträger für unsere Ersatzkanister zu bauen, das ist jetzt endlich mal passiert. Außerdem wurde der Kofferraum minimal vergrößert und wir haben eine weitere USB-Steckdose in Pedro an der man auch Laptops über USB laden kann. Pedro muss schließlich auch mit der Zeit gehen. Und dann gibt es noch eine kleine Klappe im Gaskasten über die wir das Gas aus und anstellen können ohne immer den Kofferraum öffnen zu müssen. Vielleicht fahren wir dann in Zukunft wieder mehr gemäß den deutschen Vorschriften mit abgedrehtem Gashahn.
Die größte und erfreulichste Änderung war aber, dass wir Pedro von außen umgestaltet haben. Delphine hatte schon vor längerer Zeit ein schönes Logo für unsere Reise gemacht und das haben wir gemeinsam jetzt so angepasst, dass es auch gut druckbar ist und außen auf Pedro geklebt werden kann. Wir haben dann das Logo viermal in 70 cm Durchmesser auf eine Folie drucken lassen und in 6 cm Durchmesser auf Papier. So können wir Sticker verschenken und werden von außen auch besser erkannt und können unter pedro-on-tour.de schnell gefunden werden.
Und jetzt hoffen wir auf ein paar Tage schönes Wetter um noch die eine oder andere Tour zu machen und dann bald weiter in Richtung Temuco zu fahren. Dort wollen wir nach über drei Jahren Ivan und Dani aus Punta Arenas wieder treffen.
Volker Berger
8 Mai 2023Hallo Raphael, schöne Grüße aus Lünen von Claudia, Finn und Volker. Ich genieße eure Bilder und deine Berichte und komme in Urlaubsstimmung. Wir wollen in den Herbstferien Martina und Renate besuchen und freuen uns, wenn du vielleicht auch da bist und wir uns wieder sehen.
Liebe Grüße von uns 👨👩👦🐇🐇